Fehler bei der MDK-Begutachtung: Stolperfallen souverän vermeiden

Wenn Sie als Betreuungsperson eines Pflegebedürftigen Leistungen der Pflegeversicherung in Anspruch nehmen möchten, steht ein Besuch des MDK am Anfang. Dieser Medizinische Dienst der Krankenversicherung überprüft den Pflegegrad im Rahmen eines Begutachtungstermins. Anschließend wird eine Pflegestufe vergeben. Abhängig von dieser fallen die Leistungen der Pflegeversicherung unterschiedlich hoch aus. Da die Leistungen nur nach einem solchen Termin zugesprochen werden können, sind die Betroffenen verständlicherweise nervös, wenn der MDK zu Besuch ist. Doch mit der richtigen Vorbereitung und der Vermeidung typischer Pannen meistern Sie die Begutachtung.

Ablauf des Besuchs

Die Begutachtung findet im gewohnten Umfeld Pflegebedürftigen statt. Dort wird hinsichtlich bestimmter Kriterien überprüft, ob und inwieweit eine Pflegebedürftigkeit vorhanden ist. Diese Kriterien richten sich nach einem Katalog, dessen Fragen Sie online einsehen können, indem Sie beispielsweise den kostenlosen Pflegegradrechner von Pflege.de zur Hilfe nehmen. Hier werden bereits erste Kriterien gemäß den Vorgaben des MDK abgefragt. So erhalten Sie nicht nur eine erste Einschätzung des Pflegegrades, sondern gehen auch bestens vorbereitet in das Gespräch.

Typische Fragen des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung betreffen
  • die tägliche Routine (Waschen, Anziehen etc.)
  • Haushaltstätigkeiten (Einkaufen, Putzen etc.)
  • die persönliche Krankengeschichte

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1. Typischer Fehler: Die schlechte Vorbereitung

Vorbereitung ist das A und O in Bezug auf die MDK-Begutachtung. Das umfasst alle Beteiligten, also auch die zu begutachtende Person. Besprechen Sie den Termin vorab mit dem Betroffenen, um mögliche Stolpersteine aus dem Weg zu räumen. Unterstreichen Sie, wie wichtig es ist, bei dem Termin offen und ehrlich zu sein. Gerade ältere Menschen fühlen sich während der Begutachtung ähnlich wie bei einem Vorstellungsgespräch. Sie verfallen rasch in eine Rolle und möchten sich von ihrer besten Seite zeigen. Dabei sollten sie aber stets im Hinterkopf behalten, dass dies einen falschen (zu positiven) Eindruck übermittelt – und im schlimmsten Fall kein Pflegegrad vergeben wird.

 Tipp: Eine dem Pflegebedürftigen nahestehende Person sollte stets dem Gespräch beiwohnen, insbesondere wenn die Person mit Einschränkungen aufgrund ihrer Erkrankung nicht genügend Auskünfte erteilen kann. So werden eventuelle Lücken geschlossen. 

2. Typischer Fehler: Eine unvollständige Dokumentation

Ein klassischer Stolperstein bei der MDK-Begutachtung sind fehlende Daten, die eine Einstufung in einen Pflegegrad unterstreichen könnten. Unterstützen Sie die MDK-Begutachtung daher, indem Sie im Vorfeld alle wichtigen Daten sammeln und Informationen aufschreiben. Fertigen Sie davon Kopien an und geben Sie sie dem Begutachter mit. Erstellen Sie eine Liste über die eingenommenen Medikamente des Pflegebedürftigen und erwähnen Sie alle vorhandenen Hilfsmittel.

Zur umfassenden Dokumentation gehören außerdem
  • alle Arztberichte samt bisheriger Diagnosen, Röntgenbilder, Verordnungen etc.
  • eine Liste möglicher Einschränkungen des Pflegebedürftigen, auch unabhängig von jenen, für die ein Pflegegrad beantragt werden soll (etwa Diabetes oder Übergewicht, das die Pflegetätigkeit erschweren kann)
  • eine Liste sämtlicher absolvierter Tätigkeiten seitens der Pflegekraft

3. Typischer Fehler: Eine schlechte Terminplanung

Auch der Termin selbst will gut geplant sein. Legen Sie die MDK-Begutachtung nicht zwischen eilige, andere Termine, sondern planen Sie mindestens zwei Stunden für die eigentliche Begutachtung plus eine Stunde Vorbereitung ein. Viele Begutachter kommen auch etwas früher oder später als vereinbart – bereiten Sie sich auf diese Möglichkeit vor. Nehmen Sie sich außerdem vorab die Zeit, um die bereits erwähnten Listen anzufertigen, Kopien bereitzulegen und benötigte Hilfsmittel wie etwa den Rollator in Reichweite zu positionieren, damit zum Termin alles an Ort und Stelle steht.

4. Typischer Fehler: Anforderungen nicht klar formulieren

Bei all den Informationen, die seitens des MDK abgefragt werden, kommen oft die eigenen Bedürfnisse zu kurz. Daher vergessen Sie nicht, als pflegebedürftige Person Ihre Wünsche zu nennen. Bei welchen Tätigkeiten ist eine Unterstützung angeraten, in welchen Lebensbereichen fallen Ihnen bestimmte Aktivitäten besonders schwer? Ist vielleicht die Anbringung eines Treppen- oder Badewannenliftes hilfreich, um Ihre Lebensqualität einschlägig zu verbessern? Solche Dinge sollten Sie in das Gespräch einfließen lassen, denn auch für Treppenlifte oder die barrierefreie Umgestaltung des Badezimmers gibt es Zuschüsse von der Pflegeversicherung.

5. Typischer Fehler: Die falsche Kleidung

Nicht nur Sie selbst, auch die pflegebedürftige Person sollte für den Termin angemessene Kleidung tragen. Der eigene Pyjama ist ebenso fehl am Platz wie ein übertrieben schickes Outfit mit Hemd und Krawatte oder Kostüm zur edlen Föhnfrisur. Während die Nachtwäsche die zu begutachtende Person demütigt und ein Gefühl der Peinlichkeit und Schutzlosigkeit erzeugt, wirkt ein zu edles Outfit zu selbstbewusst. Der falsche Eindruck könnte entstehen, dass der Pflegebedürftige selbst dazu in der Lage ist, sich so herzurichten. Daher sollten Sie als Betreuungsperson darauf achten, dass ein ganz normales Durchschnittsoutfit getragen wird. Dieses vermittelt den Eindruck des gewohnten Umfelds – und genau darum geht es in der Begutachtung.

6. Typischer Fehler. Die falsche Einschätzung des Pflegebedürftigen bei Demenz

Demenzkranke Menschen können oftmals nicht einschätzen, wie hoch ihre Pflegebedürftigkeit tatsächlich ist. Daher kommt es vor, dass sie im Gespräch mit dem MDK-Gutachter bekräftigen, dass sie noch diverse Tätigkeiten allein verrichten können. Wissen Sie als Betreuungsperson, dass dies nicht der Realität entspricht, bitten Sie die Person einfach, die Tätigkeit vorzuführen. So kann sich der Gutachter gleich selbst ein Bild von der Situation machen. Typische, zu demonstrierende Tätigkeiten sind das Anziehen einer Jacke, das eigenständige Aufstehen aus dem Bett oder das Zubinden der Schuhe.

 Tipp: Wenn die pflegebedürftige Person die genannte Tätigkeit nur durch eine Hand- oder Bückbewegung andeutet, akzeptieren Sie dies nicht; bestehen Sie stattdessen darauf, dass die Tätigkeit so ausgeführt wird, wie es im Alltag der Fall wäre. 

7. Typischer Fehler: Falsche Scham während der Begutachtung

Manchmal verschweigen Pflegebedürftige oder Angehörige aus Scham einige Gegebenheiten während der Begutachtung. Das sollte bei dem Gespräch nicht vorkommen – halten Sie sich stets die hohe Priorität der ehrlichen Einschätzung vor Augen. Für den MDK-Begutachter sind für Sie möglicherweise peinliche Dinge Routine, daher sollten Sie sich nicht scheuen, diesbezüglich ehrlich zu sein. Das gilt auch beispielsweise dann, wenn Sie schon erlebt haben, dass die Person Ihre Pflege- und Hilfstätigkeiten verweigert. Sprechen Sie diesen Umstand in Bezug auf den hohen Zeitaufwand der Pflege an, denn auch solche Informationen können sich auf die Einschätzung des MDK auswirken.

Schaffen Sie ein möglichst normales Umfeld, in dem der MDK-Gutachter seine Einschätzung vornehmen kann. Wenn Sie sich und die pflegebedürftige Person rechtzeitig vorbereiten und die genannten Informationen parat haben, ist eine gute Basis vorhanden, um das Gespräch souverän zu meistern.


Bildernachweis:
Titelbild – longleanna / Pixabay.com (CC0 Creative Commons)

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