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Sie werden Schreikinder oder Schreibabys genannt und können ihre Eltern an den Rand der Verzweiflung bringen. Rund 20 Prozent aller Säuglinge weinen sehr oft, ohne ersichtlichen Grund.
Wenn Kinder bekommen was sie brauchen, beruhigen sie sich schnell. Manche brüllen weiter. Da hilft kein Stillen, kein Kuscheln und kein Herumtragen. Besonders schlimm ist es bei Säuglingen in den ersten drei Monaten.
Typische Symptome von Schreibabys
Fachleute haben das übermäßige Schreien mit der sogenannten Dreier Regel definiert. Schreikinder schreien mindestens drei Stunden am Tag, an mehr als drei Tagen in einer Woche über mehr als drei Wochen.
Sie ballen beim Brüllen die Hände zu Fäusten. Ihr Gesicht ist hochrot, der Rücken überstreckt und der Bauch ist häufig gebläht und hart. Das Gebrüll der Schreikinder ist schrill und geht durch den ganzen Körper des Babys. Schreikinder weinen und quengeln vor allem in den Abendstunden. Auch tagsüber kommen sie nur schwer zur Ruhe. Ein Schreibaby schläft oft nicht länger als 30 Minuten am Stück. Insgesamt schlafen Schreikinder weniger als ihre Altersgenossen.
Manchmal haben die Babys zu schlaffe oder zu angespannte Muskeln. Dadurch können sie ihren Körper häufig nicht koordinieren.
Das Baby weint ohne erkennbaren Grund und lässt sich nicht trösten.
Schreikinder – Säuglingskoliken und andere bekannte Ursachen
Früher nahmen Mediziner an, dass Schreikinder unter Bauchschmerzen und einem Blähbauch leiden. Brüllende und unruhige Kinder haben oft einen aufgeblähten Bauch, früher vermuteten Ärzte darin den Grund für das Schreien. Inzwischen weiß man, dass dies nicht die Hauptursache ist. Nur jedes zehnte Schreikind leidet unter Verdauungsproblemen.
Hat Ihr Kind Durchfall, ist dies ein Anzeichen für eine Allergie. Möglicherweise reagiert Ihr Baby allergisch auf bestimmte Lebensmittel. Typischerweise tritt eine durch Nahrungsmittel bedingte Allergie bei Neugeborenen in Kombination mit Durchfall und Blutarmut auf. Die Haut ist dann sehr blass. Ein Schreibaby kann auch unter Sodbrennen, einem Säure-Reflux, leiden. Dies erkennen Sie das daran, dass es häufig erbricht, insbesondere im Liegen.
Es wird auch ein Zusammenhang zwischen übermäßigem Schreien und einer Störung, die vom Kopfgelenk ausgeht, dem sogenannten KISS-Syndrom, diskutiert. Der Kopf ist bei betroffenen Kindern etwas schief. Bewegungen des Kopfes sind für das Neugeborene sehr schmerzhaft.
Ihr Kinderarzt kann feststellen, ob Ihr Baby ernsthaft krank ist. Vielleicht weint Ihr Sprössling, weil er eine Mittelohrentzündung hat.
Obwohl sich die Forschung damit schon jahrzehntelang beschäftigt, sind in den meisten Fällen die Ursachen für das ständige Schreien einiger Säuglinge immernoch unklar.
Sind Schreikinder zu sensibel?
Das Problem der Schreikinder ist vermutlich das Leben an sich. Die Neugeborenen müssen viel lernen und viele Reize verarbeiten. Dabei sollen sie noch einen Schlaf-Wach-Rhythmus finden. Dieser Prozess, die sogenannte Selbstregulation, macht den Babys sehr zu schaffen.
Einige Kinder meistern diese Herausforderung sehr gut. Wenn sie wach sind, sind sie aufmerksam. Wenn zu viele Reize auf sie einwirken, schalten sie ab. Sie sind sogar in der Lage, sich selbst zu beruhigen, indem sie an ihren Fingern nuckeln. Ein Schreibaby beherrscht das alles nicht so gut. Es schläft schlecht ein und ist häufig überreizt, weil es sehr empfindlich auf Umweltreize reagiert. Schreikinder kann es schon überfordern, wenn ihre Eltern sie wickeln wollen.
Die Ursachen für diese Überempfindlichkeit sind bisher unklar. Forscher vermuten einen Zusammenhang mit den Lebensumständen in der Schwangerschaft. Eine deutsche Studie zeigte, dass Säuglinge eher zu exzessivem Schreien neigen, wenn ihre Mütter während der Schwangerschaft besonders starken seelischen Belastungen ausgesetzt waren. Die Ergebnisse dieser Studie wurden wenig später von einem niederländisches Forschungsteam bestätigt. Sie fanden außerdem heraus, dass die betroffenen Mütter häufig von Depressionen, Sorgen und Ängste bezüglich ihrer Schwangerschaft, sowie starkem beruflichen Druck begleitet werden.
Schreiendes Baby, umentspannte Eltern – ein Teufelskreis
Die unzähligen fehlgeschlagenen Versuche, ihr Baby zu beruhigen, führen bei den Eltern schnell zur Verzweiflung. Sie fühlen sich hilflos. Je mehr das Kind weint, umso angespannter werden sie. Durch die kurzen, unruhigen Nächte sind Mutter und Vater zudem noch unausgeschlafen.
Unter diesen Umständen fällt es ihnen schwer, liebevoll und ruhig mit ihrem Kind umzugehen.Die innere Unruhe der Eltern überträgt sich wiederum auf das Kind.
Zwar ist dies nicht die einzige Ursache für die Schreierei, dennoch besteht oft ein Zusammenhang zwischen gestressten Eltern und unruhigen Kindern. Ausserdem sind Stresssituationen für die Bindung zwischen Eltern und Kind nicht förderlich.
Der richtige Umgang mit einem Schreibaby
Leider gibt es kein Patentrezept dafür, wie man Schreikinder beruhigen kann.
Wenn Ihr Kind sehr empfindlich ist und oft schreit, sollten Sie es nicht zu vielen Reizen aussetzen. Schreikinder brauchen einen ruhigen und strukturierten Tagesablauf. Zudem gönnen Sie Ihrem Kind und sich regelmäßige Schlafphasen. Auf diese Weise helfen Sie dem Neugeborenen, sich in dieser Welt zurechtzufinden.
Medikamente, beispielsweise gegen Blähungen, helfen nicht.
Lassen Sie ihr Baby von einem Arzt untersuchen, um Krankheiten als Ursache für das Schreien auszuschließen.
Des Weiteren gibt es sogenannte Schreiambulanzen, die Sie im Umgang mit einem Schreibaby gern unterstützen. Diese sind an Praxen, Kliniken, und Beratungsstellen angegliedert.
Doch auch wenn Ihr Kind nicht das Schema der Dreier-Regel erfüllt, kann es Sie an die Grenze Ihrer Kräfte bringen. Auch dann sollten Sie Hilfe in einer Schreiambulanz suchen.
Bildernachweis:
Titelbild – Schreibaby Urheber: CC0 Public Domain-Pixabay.com
Baby mit Koliken Urheber: CC0 Public Domain-Pixabay.com
unentspannte Mutter Urheber: CC0 Public Domain-Pixabay.com