Kribbeln in Armen und Beinen – Ursachen und Behandlung

Das Gefühl eines “eingeschlafenen” Armes oder Beines kennen wohl alle. Durch die Unterversorgung der Gliedmaßen mit Sauerstoff entsteht ein Taubheitsgefühl. Sobald die Unterversorgung behoben wird, folgt ein unangenehmes, aber harmloses Kribbeln, das die erneute Durchblutung anzeigt. Entsteht dieses Gefühl in Armen oder Beinen jedoch öfter, ohne dass diese Gliedmaßen einschlafen, können durchaus ernste Ursachen vorliegen, die umgehend von einem Arzt untersucht werden sollten.

Die Ursachen für die sogenannte Parästhesie, die Empfindungsstörung der Nervenbahnen an der Hauptoberfläche, können sehr vielfältiger Natur sein. Entweder besteht eine Schädigung direkt an der betroffenen Stelle – oftmals sind die Ursachen jedoch im Nervensystem zu suchen und können an ganz anderer Stelle liegen.

In diesem Fall ist eine exakte Diagnose der Ursache der zugrunde liegenden Nervenschädigung zwingend erforderlich, denn diese kann vielfältig sein:
  • Eingeklemmte oder eingeengte Nerven;
  • Durchblutungsstörungen;
  • Schlaganfall;
  • Stoffwechselerkrankungen;
  • Vergiftungen;
  • Multiple Sklerose;
  • Spätfolgen von Alkohol– oder Rauschgiftmissbrauch

Schäden an Nerven und Gefäßen

Eine Einengung der Nervenbahnen kann immer dann entstehen, wenn das umgebende Gewebe oder Knochen und Sehnen sich verändern. Die Ursache hierfür können Verletzungen sein, auch eine dauerhafte Überlastung oder Abnutzungserscheinungen haben diese Folgen. Zudem ist es möglich, dass die Beeinträchtigung durch einen Tumor entsteht, der das ihn umgebende Gewebe verdrängt.
Eine weitere mögliche Ursache sind Schäden im zentralen Nervensystem, also im Rückenmark und im Gehirn. Hier kommt zu den beschriebenen Ursachen noch eine mögliche Infektion als Ursache in Betracht.

Kribbeln in Arm durch Diabetes
Diabetes kann eine mögliche Ursache sein

Stoffwechselerkrankungen als Ursache

Fehlfunktionen im Stoffwechsel, zum Beispiel bei Diabetes, können auf Dauer ebenfalls zu einer Beeinträchtigung oder Zerstörung von Teilen des Nervensystems führen. Hierbei entstehen die Schäden an den Nerven durch den permanent zu hohen Blutzuckerspiegel.
Ähnlich wirken sich Vergiftungen und Drogenmissbrauch aus. In diesen Fällen findet die Schädigung des Nervensystems ebenfalls schleichend statt, die anfängliche Schädigung wird oftmals nicht wahrgenommen oder tritt zu Anfang noch nicht dauerhaft auf. Aber unabhängig davon, ob die Schäden durch eine Vergiftung mit Schwermetallen, anderen Giftstoffen oder Genussgiften wie Alkohol entstehen: die Sensibilitätsstörungen sind auch in diesem Fall unbedingt ernst zu nehmen.

Überlastung und Mangelerscheinungen

Die Überlastung des Bewegungsapparats führt ebenfalls zu einer fehlerhaften Reizleitung, wenn Nervenbahnen durch sie beeinträchtigt werden. Die bekanntesten Störungen mit dieser Ursache sin das Karpaltunnelsyndrom und das Schleudertrauma. Beim Karpaltunnelsyndrom wird der Mittelhandnerv durch eine Schwellung abgedrückt. Das hierdurch entstehende Kribbeln betrifft zunächst Daumen und Zeigefinger, im späteren Verlauf auch die ganze Hand und den Unterarm. Zustande kommt dieses Symptom zumeist durch eine Überlastung, zum Beispiel durch übermäßig lange Belastung der Hand beim Schreiben. Ein Schleudertrauma entsteht bei einer Stauchung oder Zerrung der Halswirbelsäule. Neben Kopfschmerzen und Sehstörungen gehören zu den häufigsten Symptomen auch Kribbeln und Taubheitsgefühle in den Händen und Armen.

Auch ein Mangel an Nährstoffen kann die Ursache für eine Parästhesie sein. So ist zum Beispiel bei einem chronischen Mangel an Vitamin B12 ein Kribbeln an Händen, Füßen und Beinen häufig eines der ersten erkennbaren Symptome.

Vitaminmangel
Achten Sie auf ausreichend Vitamin B12

Weitere mögliche Ursachen

Da beinahe alle Körperfunktionen sich auf die Reizleitung der Nerven auswirken, besteht eine ganze Reihe weiterer möglicher Ursachen für ein Kribbeln in Armen und Beinen. Schwere Verbrennungen oder Erfrierungen sind beispielsweise in der Lage, Nerven vollständig zu zerstören. Diese zerstörten Nerven können in der Folge weiterhin falsche Signale an das Gehirn senden und so ein Kribbelgefühl verursachen.

Achtung:
Auch Störungen, die auf Angst- oder Panikattacken beruhen, können zu einem Kribbelgefühl führen. Hierbei ist die Ursache oftmals rein psychischer Natur und kann dementsprechend auch mit einer körperlichen Behandlung nicht zwingend beseitigt werden.

Keine Diagnose ohne Arzt

Die Ursachen für ein Kribbeln in Armen und Beinen können sehr vielfältig sein. Sich hier selbst auf eine vermeintliche Diagnose festzulegen ist gefährlich, denn Erkrankungen der Nerven und des Zentralnervensystems bedürfen einer differenzierten und fachkundigen Diagnose. Eine Fehlbehandlung kann auf Dauer sehr schwerwiegende Folgen haben. Im Falle von anhaltenden Störungen sollte der erste Gang zum Hausarzt führen. Dieser kann mit seinen Diagnosemöglichkeiten zunächst im Rahmen einer gründlichen Untersuchung die möglichen Ursachen eingrenzen. Der Hausarzt wird Kälte-, Wärme- und Schmerzempfinden testen, zudem wird er versuchen, sowohl Ort als auch Zeit des Auftretens so genau wie möglich einzugrenzen.

Sollten die diagnostischen Möglichkeiten nicht ausreichen, veranlasst der Hausarzt weitere Untersuchungen, zum Beispiel bei einem Neurologen oder einem Orthopäden. Diese Fachärzte werden in der Regel neben einer noch genaueren Untersuchung ebenfalls eine Blutuntersuchung veranlassen. Zudem verfügen sie über die Ausstattung, um eine Untersuchung der Reizleitung der Nerven, zum Beispiel mittels einer Elektroneurografie (ENG) oder einer Elektromyografie (EMG) durchzuführen. Im Zweifelsfall veranlassen sie radiologische bildgebende Untersuchungen, zumeist eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Computertomografie (CT).

CT als Ursachenforschung bei Kribbelgefühlen
Ursachenforschung mittels Computertomographie

Mögliche Eigentherapien

Eine Eigentherapie im Falle eines andauernden Kribbelns von Armen oder Beinen ist nur schwer möglich. Wenn die Ursache ein B12-Mangel ist, wird eine entsprechende Umstellung der Ernährung aber gute Wirkung zeigen. Sollte vom Arzt ein Magnesium-Mangel als Ursache festgestellt worden sein, ist es auch hier leicht möglich, über die entsprechende Ernährung gegenzusteuern. In den meisten anderen Fällen ist jedoch entweder eine physikalische oder medikamentöse Therapie notwendig, um dem lästigen Übel Einhalt zu gebieten.

Bilder: Pixabay.com/de

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