Rattengift: Erste Hilfe beim Hund

Ihr Hund hat Rattengift gefressen? In diesem Fall ist sofortiges Handeln erforderlich, denn ohne zügige lebensrettende Maßnahmen wird Ihr Hund mit hoher Wahrscheinlichkeit an der Vergiftung sterben oder schwere organische Schäden erleiden. Rattengifte wirken meist zeitversetzt und zerstören schleichend innere Organe, darum sind sie besonders heimtückisch. Solch ein akuter medizinischer Notfall bedarf sofortige Erste-Hilfe-Maßnahmen und den umgehenden Transport zum Tierarzt.

Die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen zusammengefasst:
  • Ruhe bewahren!
  • Wurde das Gift gerade erst aufgenommen, muss schnellstmöglich Aktivkohle zur Neutralisierung des Giftes im Magen-Darm-Trakt verabreicht werden. Danach sofort zum Tierarzt.
  • Ist die Aufnahme des Giftes schon etwas her oder treten bereits Symptome auf, sofort zum Tierarzt. Je schneller der Hund behandelt wird, desto besser sind seine Überlebenschancen.
  • Nie den Hund selbsttätig zum Erbrechen bringen, auf keinen Fall eine Maulschlaufe verwenden!
  • Bei Vergiftungssymptomen immer Atmung und Herzschlag im Blick behalten, gegebenenfalls Reanimationsmaßnahmen einleiten.
  • Vorherige Notfallankündigung beim Tierarzt ist hilfreich, Reste des Giftes (falls vorhanden) mitnehmen.

Wie wirkt Rattengift?

Ratten sind sehr vorsichtige und intelligente Tiere. Damit sie die Aufnahme des Köders nicht mit danebenliegenden verendeten Artgenossen verbinden, wirken die Gifte in der Regel erst mit einer zeitlichen Verzögerung, je nach Gift und aufgenommener Menge nach etwa 3 – 36 Stunden, können aber durchaus bis zu 4 Wochen anhalten. Die genaue Wirkung hängt vom eingesetzten Köder ab, das Ziel ist allerdings bei allen Rattengiften gleich: die Vitamin-K-Verbindungen in der Leber werden gehemmt und somit die Blutgerinnung stark gestört. Die Folge sind innere Blutungen, an denen die Tiere schließlich sterben.
Hund vergiftet

Die Gefährlichkeit des Rattengiftes für Ihren Hund hängt, wie bei allen anderen Giften, von der aufgenommenen Dosis und dem Gesundheitszustand Ihres Hundes ab. Je schneller Sie reagieren und mit Gegenmaßnahmen beginnen, desto höher sind die Überlebenschancen.

Woran erkennt man Rattengift?

Leider legen weder gesetzliche Vorschriften noch EU-Richtlinien eine bestimmte äussere Form oder Farbe für Rattengift fest. Daher ist es schwierig, Rattengift eindeutig zu identifizieren. Es kann in Form von bunt oder ungefärbtem Granulat, Pellets oder Korn oder auch aufgelöst als Flüssigkeit oder mit Ködern vermengt ausgelegt werden.
Rattengift

Bei Verdacht einer Aufnahme empfiehlt sich die Mitnahme einer Probe des Köders, Erbochenem oder Kot zum Tierarzt, um das Gift genauer zu bestimmen. Hierbei gilt jedoch große Vorsicht, denn einige Köder sind hochtoxisch und können bereits über Haut oder Atmung aufgenommen werden.

Welche Symptome ruft eine Vergiftung durch Rattengift bei Hunden hervor?

Vergiftungssymptome äußern sich sehr unterschiedlich und verschieden stark. Hier einige der häufigsten Anzeichen:

  • Unruhe
  • Erbrechen, evtl. mit schaumiger Konsistenz und/oder Blut, manchmal mit Körnchen (Giftköderanteilen)
  • Durchfall
  • blutiger Kot und/oder Urin
  • Blaufärben der Zunge
  • Unregelmäßiger Herzschlag
  • blasses oder wegen Einblutung dunkelrotes Zahnfleisch
  • Atembeschwerden
  • Blutungen aus der Nase
  • Krämpfe und Muskelzittern
  • absinkende Körpertemperatur
  • Apathie bis hin zur Bewusstlosigkeit

Vergifteter Hund bekommt erste Hilfe

Erste-Hilfe-Maßnahmen im Akutfall:

Je früher Sie Ihren Hund zum Tierarzt bringen, desto größer sind seine Überlebenschancen. Wenn Sie gesehen haben, dass Ihr Hund Rattengift gefressen hat, fahren Sie umgehend mit ihm zum Tierarzt. Reste vom Köder können bei der Giftbestimmung hilfreich sein, nehmen Sie sie unter entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen im Idealfall gleich mit.

Als allererste Maßnahme gilt in jedem Fall:

Ruhe bewahren. Umsichtiges Handeln ist in Notfällen unabdinglich. Legen Sie in solch einer Situation Ihrem Hund niemals eine Maulschlaufe an, da vergiftete Tiere oft erbrechen und sie durch die Maulschlaufe daran ersticken können. Führen Sie beim Hund auf keinen Fall selbst Erbrechen herbei! Dies kann zu einer Verschlimmerung der Situation führen und wertvolle Zeit kosten. Im schlimmsten Fall kann akute Erstickungsgefahr entstehen, wenn das Erbrochene bei einem apathischen Tier die Atemwege blockiert.

Wurde der Köder gerade erst gefressen, hilft als schnelle Maßnahme die Verabreichung von Kohletabletten. Die Wirksamkeit gegen das Gift ist umso höher, je schneller die Kohle eingenommen wird. Ein Erste-Hilfe-Koffer für den Hund sollte darum unbedingt Aktivkohle enthalten.

Ist es bereits eine Weile her, dass der Köder gefressen wurde und es treten schon erste Vergiftungssymptome auf, so sollte der schnellstmögliche Weg in die nächste Tierarztpraxis erfolgen. Sinnvoll ist es hier, den Notfall bereits vorher telefonisch anzukündigen, damit der Tierarzt alles vorbereiten kann. Er wird umgehend das Gegenmittel in Form von hochdosierten Vitamin K1 verabreichen.

Geschieht der Notfall unterwegs oder im Ausland, gibt es in Apotheken frei verkäufliche Vitamin-K1-Tropfen. Diese ersetzen aber auf keinen Fall die hochdosierte Vitamin-K-1-Spritze vom Tierarzt oder eine eventuell notwendige intensivmedizinische Betreuung. Sie stellen lediglich eine Erste-Hilfe-Maßnahme dar.

Fazit:

Hunde können leider schnell und jederzeit in Kontakt mit Rattengift gelangen. Je später Ihr Hund nach Aufnahme eines Köders zu einem Tierarzt kommt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass dauerhafte Organschäden entstehen oder das Tier an inneren Blutungen stirbt. Hier ist schnelles und umsichtiges Handeln lebensrettend. Die sofortige Verabreichung von Aktivkohle unmittelbar nach Aufnahme eines Köders kann eine wirksame Gegenmaßnahme sein, ersetzt aber niemals den anschließenden Weg zum Tierarzt. Sollten Sie unsicher sein, ob Ihr Hund tatsächlich eine Vergiftung hat, beobachten Sie die Symptome genau und lassen Sie ihn lieber zu früh als zu spät tierärztlich untersuchen.

 


Bildernachweis:
Schild “Vorsicht Rattengift” > Urheber: buddelbini / 123RF Lizenzfreie Bilder
Blaues Rattengift: pixabay / Pestfreenl
Hund auf Seite liegend > Urheber: thisislover / 123RF Lizenzfreie Bilder
Schäferhund bekommt Spritze > Urheber: pyotr / 123RF Lizenzfreie Bilder

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert