Schule im Wandel – Die Lernpläne der Zukunft

Sicherlich haben Sie mitbekommen, wie die Diskussionen um die Schule der Zukunft immer mehr an Fahrt aufnehmen. Dabei wird nicht nur darüber gesprochen, wie die Schulen digital auf ein neues Level gebracht werden können, sondern auch darüber, wie die Lerninhalte zukunftstauglich werden. Haben auch Sie schon von Kritikern gehört, dass Schulabgänger nicht mehr in der Lage seien, ein normales Leben zu führen? Und aus Ihrem eigenen Schulleben werden Sie sicherlich noch wissen, dass der Lernplan Kurvendiskussionen und chemische Reaktionsgleichungen vorhält, aber kein Schüler lernt, wie er Bausparverträge abschließt oder seine Wohnadresse ummelden kann. Was muss der Lernplan der Zukunft also liefern und wie kann die Schule reformiert werden?

Von der Schule ins Leben

Umfragen unter Schülern haben ergeben, dass sich viele Schulabgänger schlecht auf das Leben vorbereitet fühlen und sich daher andere Lerninhalte wünschen. Außerdem stellen sich viele Schüler die Frage nach dem Warum. Warum lerne ich dieses und jenes? Selbstverständlich gehören gewisse Rechenarten, Fremdsprachenkenntnisse und wissenschaftliche Vorgänge zum Grundstock des Wissens, doch müssen es gleich Kurvendiskussionen und Gedichtinterpretationen sein? Die Schüler wünschen sich eine Spezialisierung der Lerninhalte. Sprachgenies dürfen gerne im Unterricht über die Aussagekraft von Gedichten sprechen, während die Naturwissenschaftler sich mit Wahrscheinlichkeiten von Lottoziehungen beschäftigen sollten.

Die Schüler würden die hierdurch gewonnene Zeit gerne damit verbringen, wichtige Dinge des Lebens kennenzulernen. Dazu zählen meist ganz einfache Fragen, wie die folgenden Beispiele zeigen:

  1. Wie viel Geld benötige ich zum Leben?
  2. Wie miete ich Wohnraum?
  3. Wie erstelle ich Steuererklärungen?
  4. Wie funktioniert der Umgang mit Sozialkassen?
  5. Wie kaufe ich Aktien?

All diese Fragen bleiben unbeantwortet, während auf der anderen Seite Dinge erlernt werden, die die jeweiligen Schüler nie in ihrem Leben benötigen werden. Die Schüler selbst haben also bereits ein großes Interesse an neuen Lehrplänen.

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Schule und die Industrie 4.0

Jedoch nicht nur die Belange der Schüler sollten für eine Reform der Lernpläne sorgen, sondern auch die Wirtschaft muss ein großes Interesse daran haben. Die Industrie befindet sich in einem Wandel. Maschinen werden die klassischen Fließbandarbeiter verdrängen und fördern dadurch neue Arbeitsbereiche. Ändert sich nichts am Wissen der Schulabgänger, werden diese noch immer auf eine aussterbende Arbeitswelt vorbereitet. Die Schüler müssen die Technik und Digitalisierung der Computer verstehen, um diese zu bedienen und weiterzuentwickeln. Die PC-Arbeit muss daher einen großen Teil der Lernpläne einnehmen. Außerdem sind die digitale Vernetzung und Kommunikation ein wichtiges Feld der Zukunft, was bereits an der Schule vermittelt werden sollte.

Doch auch der klassische Handwerker rückt wieder in den Vordergrund. Nicht alle Aufgaben können von einem Computer übernommen werden und selbst 3D-Drucker benötigen den Fachmann im Hintergrund und können nur unterstützen. Schüler müssen also auch das technische Werken wieder erlernen, um hier dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Doch auch im Handwerk findet eine Vernetzung statt, wie die SMARTen Haushalte zeigen. Die Wichtigkeit von Wissen im IT-Bereich wird hierdurch noch einmal unterstrichen.

Kreativität vor Notenvergleich

Der Computer wird von der arbeitenden Bevölkerung häufig verteufelt, doch haben Studien bereits belegt, dass sich die Arbeitsplätze eher verschieben, anstelle gestrichen zu werden. Es ist wichtig, dass ein Wissen über die digitale Welt vermittelt wird, doch müssen Schüler umso mehr auf die Fähigkeiten vorbereitet werden, die ein Computer nicht kann: Kreativität und Ideenreichtum. Die Schule ist darauf ausgelegt Wissen zu vermitteln. Schüler haben die Aufgabe, sich Wissen anzueignen und viele Dinge auswendig zu lernen. Dabei sind die Kenntnisse von Spezialwissen in der heutigen Zeit kaum noch notwendig, da sie vom Computer übernommen werden. Der Mensch ist die Denkfabrik dahinter. In der Schule sollte daher das stumpfe Büffeln dem Entwerfen von Lösungen weichen. Es ist wichtig, dass Schüler Aufgaben erhalten deren Ergebnisse sie selbst kreativ erarbeiten können. Noch besser ist es, wenn dies in einem Team stattfindet, da das eher dem späteren Arbeitsleben entspricht, als der Bearbeitung von Aufgaben alleine am Schreibtisch im Jugendzimmer.

Ein Vorreiter des kreativen Lernens ist Stephen Kelly, der die Klax-Schule in Berlin-Pankow leitet. Kelly ist sicher, die Klax-Schule bildet für die Zukunft und fördert Kreativität und Eigenständigkeit. Hierzu arbeiten die Schüler nach gesondert entwickelten Lernplänen mit einigen fächerübergreifenden Projekten. Die Lehrer stimmen sich hierbei gegenseitig ab und vermitteln so ihr Wissen anhand der Projektthemen. Durch die Teamarbeit und das Entwickeln von Lösungen erlernen die Schüler Kompetenzen wie Toleranz, Respekt und Kreativität. Alles kombiniert mit der ständigen Aufnahme von Wissen, was auch in neuen Schulformen nicht zu kurz kommen darf.

Reform der Schule

Es sind jedoch nicht nur die Lerninhalte, die in der Schule der Zukunft reformiert werden sollten, sondern auch das System des Lernapparats als solches. So hat sich beispielsweise ein Drittel aller Lehrer dafür ausgesprochen, die Grundschule zu verlängern, um hierdurch alle Schüler unterschiedlicher Altersentwicklung abzuholen und reifer an die weiterführenden Schulen zu übergeben. Eine weitere Möglichkeit ist der Einzelunterricht, der die Stärken und Schwächen jedes Einzelnen berücksichtigen kann, wobei hier natürlich keine Überlastung der Lehrerschaft entstehen darf. Möglich wäre dies durch Schaffung von leistungsgerechten Klassen, in denen abhängig von der Lernfähigkeit schneller oder langsamer unterrichtet wird und andere Anforderungen an die Schüler herrschen.

Die Abschaffung der Noten ist ein weiterer Aspekt, der häufig in den Medien diskutiert wird, wobei hier Pro und Kontra stark auseinandergehen. Auf der einen Seite lassen sich über kleine Bewertungstexte die Zeugnisse individualisieren, auf der anderen Seite bringt dies jedoch Probleme für potenzielle Arbeitgeber, die alle Bewerbungen zeitaufwendig erlesen müssten. Weitere Möglichkeiten einer Schulreform sind die Abschaffung des Sitzenbleibens, vom mehrgliedrigen Schulsystem oder vom Föderalismus der Bildung. All diese Punkte gilt es zu diskutieren, damit letztendlich sowohl Schüler als auch die gesamte Wirtschaft besser von der Schulbildung profitieren können.

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