Stechen im Herz – Ursache und Behandlung

Es gibt kaum ein physisches Warnsignal, das den Menschen so sehr in Panik versetzt wie sporadisches oder langfristiges Herzstechen. Doch wann sollte man sich wirklich Worst-Case-Szenarien ausmalen? Und wann ist ein Stechen im Herz nur eine Begleiterscheinung anderer, harmloser Unregelmäßigkeiten im Körper?

In seiner Funktion als “Pumpe” versorgt das Herz den menschlichen Körper mit Blut. Das Blut enthält Sauerstoff, welchen die restlichen Organe für ihre tägliche Arbeit benötigen. Vor allem das Wissen um diese lebensnotwendige Funktion des Herzens ist ausschlaggebend für die empfindliche Reaktion der meisten Menschen auf stechende Herzschmerzen. Es fällt schwer den Schmerz als das abzutun, was er oftmals einfach nur ist: Eine Begleiterscheinung anderer Gebrechen.

Nicht austricksen lassen!

Wenn man Hufgetrappel hört, sollte man erst mal an Pferde denken, nicht an Zebras. Warum? Weil es naheliegender und wahrscheinlicher ist, dass es sich tatsächlich um Pferde handelt, nicht um Zebras. Ähnlich wie in diesem Beispiel aus dem Tierreich verwechseln viele Menschen das Gefühl und die Schmerzen einer Ösophagitis – also einer Entzündung der Speiseröhre – direkt mit Schmerzen vom Herzen ausgehend. Grund dafür ist die Lage der Speiseröhre: Sie liegt hinter dem Herzen. Kommt es beispielsweise zu einem Rückfluss der Magensäure in die Speiseröhre (Stichwort: Sodbrennen), sind die Schmerzen schwer zu lokalisieren und sie gehen einher mit einem beklemmenden Gefühl in der Brust.

TIPP: Wenn es sich tatsächlich um Sodbrennen handelt, können sie den Säuregehalt im Magen mit stillem und lauwarmem Leitungswasser oder Kamillentee senken – und somit gleichzeitig den Verdacht auf einen Herzinfarkt ausschließen.
Doch auch muskuläre Beschwerden werden fälschlicherweise als Herzstechen bezeichnet. Dabei ist die Schmerzursache lediglich eine Muskelverspannung oder auch die Fehlstellung eines Brustwirbels.

Relativ leicht zu entlarven ist das sogenannte Tietze-Syndrom: Dabei kommt es zu einer schmerzhaften Schwellung des Brustbeinansatzes an den Rippen, die auch nach außen hin sichtbar wird und von einer Rötung im betroffenen Bereich begleitet wird. Nicht weniger gefährlich als ein Defekt im Herz ist eine Lungenembolie. Dabei handelt es sich um ein im Bein entstandenes Blutgerinnsel, welches in die Lunge wandert. Es löst dort Schmerzen aus, die oftmals mit Herzstechen verwechselt werden.

INFO: Auch Unregelmäßigkeiten des Atemvorgangs wie die Hyperventilation können zu stechenden Brustschmerzen führen.

Es gibt jedoch auch eine Art von Herzstechen, die weder durch Fehlfunktionen des Herzens noch durch die anderen, eben beschriebenen Erkrankungen und Gebrechen auftritt. Diese Herzbeschwerden ohne physische Ursache werden als “funktionelle Herzbeschwerden” bezeichnet. Sie resultieren aus der schieren Angst vor einer Erkrankung des Herzens – der sogenannten Cardiophobie – und können sich negativ auf das Herz-Kreislauf-System auswirken und so Herzstechen bedingen.

Bild Arzt Untersuchung

Echtes Herzstechen erkennen

Doch wie macht sich echtes Herzstechen bemerkbar? Anders als die eben beschriebenen Schmerzbilder, die sich zwar wie Herzstechen anfühlen, jedoch andere Ursachen haben, sind erhöhte Intensität und Dauer der Schmerzen ein Indiz für echtes Herzstechen. Tritt das Stechen sporadisch auf und klingt so schnell wieder ab, wie es kommt, ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Klappendefekt oder Herzinfarkt. Ist der Schmerz jedoch für längere Zeit präsent und geht in seinem Ausmaß über ein unangenehmes Stechen im Herz hinaus, ist der Ausgangspunkt der Schmerzen tatsächlich das Herz.

Eine Ursache für diese Art von Herzstechen ist beispielsweise die koronare Herzkrankheit. Bei diesem Krankheitsbild führt eine progressive Verengung der Koronargefäße zu Durchblutungsstörungen im Herz. Die damit einhergehende Unterversorgung des Herzens mit Sauerstoff, kann zu einem Myokardinfarkt und zum Absterben der betroffenen Gewebepartien führen. Vor allem der Myokardinfarkt (besser bekannt als Herzinfarkt), der als weltweit häufigste Todesursache gilt, kann durch bestimmte Anzeichen früh erkannt und behandelt werden.

ACHTUNG: Wiederkehrendes Herzstechen unter physischer oder psychischer Belastung kündigt den Infarkt an.
Schon an diesem Punkt können durch die Konsultation eines Arztes die Vermutung bestätigt und Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Kommt der Herzinfarkt jedoch plötzlich und unerwartet, sind die sichersten Anzeichen dafür ein permanentes Stechen in der Herzregion, das seinen Wirkungsbereich mit der Zeit in umliegende Körperregionen wie den Hals, die Arme, den Bauch oder die rechte Brustpartie verlagert. Oftmals werden die Schmerzen von einem Gefühl der Taubheit begleitet. Treten diese Symptome auf, ist sofort ärztliche Hilfe erforderlich. Bei einem Myokardinfarkt zählt jede Sekunde, da er aus einer Sauerstoffunterversorgung resultiert, die größeren Schaden verursacht, je länger sie andauert.

Tritt des Herzstechen während der Atemvorgänge auf, kann dies das Anzeichen für eine Perikarditis sein. Bei einer Perikarditis kommt es zu einer Entzündung des Herzbeutels, der das Organ komplett umschließt und für eine reibungsarme Funktion des Pumpenmuskels sorgen soll. In den meisten Fällen resultiert die Entzündung des Perikards aus einer vorhergehenden viralen Infektion, beispielsweise des Verdauungstraktes oder der Atemwege. Neben den bewegungsabhängigen Schmerzen, die die Entzündung mit sich bringt, kommt es in vielen Fällen auch zu einer Form der Angina Pectoris (Brustenge).

Bild Massage

Stechen im Herz – was tun?

Die meisten Herzerkrankungen und das Herzstechen als Begleiterscheinung sind auf eine ungesunde Lebensweise zurückzuführen. Folglich kann im Vorfeld bereits gegen Herzerkrankungen angekämpft werden. Diese Präventivmaßnahmen umfassen eine gesunde Ernährung, sportliche Betätigung vor allem im Ausdauerbereich und den Verzicht auf schädliche Genussmittel wie Zigaretten oder Alkohol. Allerdings liegen zwischen der Entscheidung für eine gesunde Lebensweise und der tatsächlichen Ausführung derselben oftmals Welten.

WICHTIG: Sollte es also doch zu wiederkehrendem Herzstechen kommen, ist es vor allem wichtig, den Ernst der Lage zu erkennen und dementsprechend ärztlichen Rat einzuholen.
Mit Diagnoseinstrumenten wie dem EKG, dem Abhorchen der Herz- und Atemwege, Blut- und Pulsdruckmessungen oder einer Echokardiographie können im Vorfeld schwerwiegende Defekte, Erkrankungen und Unregelmäßigkeiten erkannt, klassifiziert und behandelt werden. Liegt die Schmerzursache tatsächlich im Herz-Kreislauf-System, gibt es abhängig vom Krankheitsbild verschiedene Therapiemöglichkeiten.

Bei einem Herzinfarkt kann das Blutgerinnsel im Herzkranzgefäß beispielsweise mithilfe einer Thrombolyse aufgelöst werden. Eine weitere Möglichkeit, um das verstopfte Gefäß zu befreien, ist die Koronarangioplastie. Bei diesem operativen Vorgang wird ein Ballonkatheter an der Gefäßverengung platziert, der die Stelle weitet und so einen normalen Blutfluss gewährleistet. Um weiteren Gefäßverengungen vorzubeugen, wird oftmals zusätzlich ein Stend gesetzt.

  • Resultiert das Herzstechen aus muskulären Verspannungen, können Massagen oder eine Physiotherapie Linderung verschaffen.
  • Auch alternative Praktiken wie Ostheopathie oder Akupunktur lösen die Verspannungen und befreien vom Herzstechen.
  • Herzschmerzen mit psychischem Ursprung wie bei der Cardiophobie können mithilfe von Psychologischer Hilfe behandelt werden. Als Selbsthilfe bieten sich entspannende Atem- und Entspannungsübungen an.

Fazit

Ob es sich letzten Endes nur um Sodbrennen, verspannte Muskeln oder andere, weitestgehend harmlose Auslöser der Schmerzen handelt, ist egal. Ein Stechen in der Brustregion ist nicht normal und sollte beobachtet werden. Und was anfangs harmlos erscheint, kann immer noch gefährlich werden. Wichtig bei Herzstechen ist, nicht den Kopf zu verlieren sondern die Symptome richtig zu deuten und die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen.

Bildernachweis:
Titelbild – Stethoskop und Herz Urheber: ginasanders / 123RF Standard-Bild
ärztliche Untersuchung Urheber: auremar / 123RF Standard-Bild
Massage Urheber: CC0 Public Domain-Pixabay.com

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